Das Voynichmanuskript und die Idioten

Das Voynichmanuskript… Tja wie fange ich an? Wer es noch nie gesehen hat, erst einmal hier entlang! Es lohnt sich, einfach mal rein zu blättern um einen eigenen Eindruck von dem Werk zu bekommen. Mich hat gleich beim ersten Anschauen ein Grusel der Faszination befallen, denn die Vorstellung, hier ein Artefakt zu betrachten, dass die Wissenschaft bisher nicht versteht, hat etwas Besonderes. Hat etwas so Besonderes, dass einige sogar der Idee verfallen sind, es handele sich um einen Hoax. Aber Eines nach dem Anderen.

Das Voinichmanuskript enthält viele Zeichnungen von Pflanzen von – naja, wie soll ich sagen? …äh… – „mittlerer“ Qualität. Die Qualität der Zeichnungen der Pflanzen sind derart mäßig, dass man die Vorstellung der Hoaxbefürworter, es handele sich um Phantasiepflanzen, nicht so ohne Weiteres von der Hand weisen kann. Leider.

Vor einigen Tagen stieß ich auf einen gewissen Stephen Bax, der der Meinung ist, einige Glyphen des Manuskripts Lauten zugeordnet zu haben. Ganz so wie beim Rosetta Stein die Pharaonamen sollen die Pflanzennamen den entscheidenden Durchbruch bringen. Wer sich das Paper von Bax durchliest, bekommt den Eindruck, jemanden vor sich zu haben, der durchaus in der Lage ist seriöse Forschungsarbeit ab zu liefern. Der Mann ist außerdem Universitätsprofessor. Seine Argumentation ist recht abwägend und einigermaßen schlüssig. Aber, Voynichmanuskript? Da ist erstmal Vorsicht geboten, denn intuitiv hatte ich von Anfang an das Gefühl einen unwiderstehlichen Magnet für Spinner vor mir zu haben. Ich hatte ja keine Ahnung! Ich bin nämlich später erst auf diesen Artikel bei Ciphermysteries stoßen. Aua! Was mich (zu meiner Verteidigung) allerdings selber stutzig gemacht hat, ist, dass er sich auf die Pflanzenkenntnisse einer gewissen Edith Sherwood verlässt, die unter anderem auch so etwas geschrieben hat. Noch Fragen?

Dann war da noch das Paper, das Holgi in der WRINT Wissenschaft 249 anspricht. Das war aber eindeutig. Da braucht man eigentlich nur einen beliebigen Absatz zu lesen um zu merken, dass der Autor mit unbelegtem Halbwissen um sich wirft. Als Beispiel sei rausgegriffen:

"The cat illustrated on folio 72r is the ocelot [Leopardus pardalis (Linnaeus, 1758)]. The stripes across the face, the rounded ears, and the gray spotting (illustrated with the blue pigment) are all characteristic of this cat. This species ranges from Texas to Argentina.28 Oddly, “angst” is written in a darker ink and different handwriting."

Ok, jetzt mal abgesehen, dass die Katze auf folio 72v zu sehen ist, will ich mal wissen wie er auf Ocelot kommt. Das Vieh auf dem Pergament kann wirklich jede beliebige Raubkatze sein! Und „angst“? Ja, kann man da lesen, muss man aber nicht. *facepalm* Auch hier war ciphermysteries wieder sehr vernichtend

Ich könnte noch lange so weiter machen, habe aber keine Lust. Wer mehr Bullshit lesen will, dem sei voynich.nu „empfohlen“. Oder einfach Google.

Zwei Fakten sind einigermaßen sicher beim Voynichmanuskript:
1. Es stammt aus dem frühen 15. Jahrhundert (Radiokarbonmethode sei Dank!)
2. Es zieht eine unglaubliche Menge an Spinnern an. (Manche von denen ignorieren sogar Fakt Nummer 1)

Und ich bin auch noch drauf reingefallen! Siehe Freakshow 127 (ab ca 3:47:05).

Asche auf mein Haupt! Mea culpa! Ich gelobe Besserung!

Weißenoher Klosterbrauerei – Kloster-Sud

Ein rundes malziges Dunkel mit nur milder Bitterkeit. Als jemand, der seit einiger Zeit der Meinung ist, dass der Hopfen momentan zu sehr im Mittelpunkt der Braukunst steht und gerne ein Revival das Malzes erleben würde, kann ich nur sagen: Geht raus und kauft den Kloster-Sud und genießt es wie die vollmundigen Malzaromen die Kehle herunterlaufen!

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